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Martin Lütjen zeigt kleine Fundstücke aus Gram. - Foto: Wilke

Twistringen - Von Theo Wilke. Der Heimat- und Bürgerverein in Twistringen hat eine Vision: den Ausbau der Fossiliensuche in den kommenden Jahren zu einer attraktiven Tongruben-Sammelstelle an der Alten Ziegelei, etwa für Hobby-Forscher und Studenten, insbesondere auch für Familien mit Kindern und Schulklassen. „Geologisch gesehen, ist die Lage von Gram vergleichbar mit der von Twistringen und besitzt ähnliche Fossilien aus dem Miozän – vor 5 bis 24 Millionen Jahren“, betont Vereins-Beisitzer Martin Lütjen.

 

Mit dem Vorsitzenden Alfred Meyer und seinem Vertreter Edmund Rasche hat Lütjen vor Kurzem die Tongruben-Fossiliensammelstelle mit Museum und Café im dänischen Gram besucht. Das Trio ist mit starken Eindrücken und Tipps zurückgekehrt. Bekanntlich gibt es bislang nur eine begrenzte Ausstellung versteinerter Funde im Twistringer Strohmuseum. Die Suche an den mit Wasser vollgelaufenen Tongruben an der Alten Ziegelei ist schwierig.

Daraus ein größeres Projekt zu entwickeln, sei nicht so schnell zu verwirklichen, macht Martin Lütjen im Gespräch mit dieser Zeitung deutlich. Außerdem müssten sich Vorstand und Vereinsmitglieder zunächst einig sein. Voraussetzung seien auch Gespräche mit Betroffenen, etwa mit der Ziegelei-Eigentümerin und Nutzern: Ziegelei-Freunde, MC Kaktus, AWG Bassum und Fischereiverein. Lütjen denkt auch an eine Kooperation mit der Stadt und dem Landkreis.

Demnächst wird sich der Vorstand mit dem Thema befassen, bevor er damit in die Mitgliederversammlung geht. Lütjen: „Jetzt haben wir eine gute Grundlage, um alles in Ruhe abzuwägen.“ Dass man Kommune und Politik mit ins Boot holen müsse, sei ihm angesichts der Infrastruktur in Gram deutlich geworden.

Stiefel und Werkzeug kann man ausleihen

Den Besuch hatte Vize-Vorsitzender Edmund Rasche angestoßen. Mit seiner Familie war er bereits in Gram, gut 80  Kilometer nördlich von Flensburg. Der neue Vorsitzende Alfred Meyer war sofort begeistert: „Lasst uns dahinfahren.“

Beeindruckt hat das Trio vor allem die Infrastruktur mit Museum, Shop, Café, überdachter Halle, Schutzhütte, Kleider-Verleih, Werkzeug und Reinigungsbereich. Martin Lütjen hat alles schriftlich und in Bildern für den Heimat- und Bürgerverein festgehalten.

Gram mit rund 5. 000 Einwohnern in Südjütland gehört zur Gemeinde Haderslev. Das 1998 gebaute Museum wurde durch die Gemeinde, Sponsoren sowie andere öffentliche und europäische Fördermittel finanziert. Seit zwölf Jahren werde das Fossiliensammeln, Auswerten, Präsentieren und museumspädagogische Konzept gerade auch für junge Menschen „in hervorragender Weise“ betrieben, lobt der pensionierte Schulleiter Lütjen. „Das haben sie dort alles sehr anschaulich und auch professionell aufgebaut. Infos gibt es in mehreren Sprachen.“ Alfred Meyer schaut sich das ideale, abschüssige Sammelfeld in Gram an. - Fotos: Lütjen

Alfred Meyer schaut sich das ideale, abschüssige Sammelfeld in Gram an. - Fotos: Lütjen

Ähnlich wie in Twistringen wurde bis 1988 der Ton aus der Grube – im Moränengebiet der vorletzten Eiszeit (300. 000 bis 150 .000 Jahre vor Christi Geburt) – zu Bauziegeln verarbeitet. Erste Funde lagerten zunächst im Schloss. Auf Drängen der Angler ließ man einen Bachlauf verlegen. Wasser wird bis heute aus der Sammelstelle abgepumpt. Etwa 200 Meter vom Museum entfernt, ist das Gelände gut erreichbar.

Die Gäste aus Twistringen erfuhren vom hauptamtlichen Museumspädagogen Lars Petersen und Wissenschaftlerin Mette Elstrup Steenman unter anderem, dass bei einer Gebietsreform für den Regierungsbezirk Südjütland für zehn Museen ein Gesamtkonzept aufgelegt worden sei. Gram erhielt den Schwerpunkt „Naturgeschichte und Paläontologie für die Region“. Betrieb, Personal und mehr werden seitdem zentral organisiert. Eine wichtige Arbeitserleichterung für die Beschäftigen, wie Lars Petersen erklärte.

An der Reinigungsbatterie: Edmund Rasche (r.), Alfred Meyer (l.) mit Lars Petersen.

Spannend sei auch, betont Lütjen, dass Petersen im Winter an besucherschwachen Tagen an anderen Standorten des Regionalmuseums eingesetzt werde. Das Museum beschäftigt auch mehrere Teilzeitkräfte.

„In Gram kann man sich sogar Stiefel, Werkzeug und an heißen Tagen einen Sonnenschirm ausleihen“, erzählt Lütjen begeistert. „In nur einer halben Stunde haben wir 30  kleine Fossilien gefunden. Die durften wir mit nach Hause nehmen.“

Das dürfen durchschnittlich rund 12. 000 Besucher im Jahr. Jeder muss aber seinen Fund am Ausgang zeigen. Es könnte ja eine bisher nicht entdeckte Fossilie fürs Museum darunter sein. Was allerdings höchst selten vorkommt.