190206

Annikas Klasse im französischen Internat. Foto: Zimmer 

Annika Zimmer aus Twistringen erlebt drei Monate im Internat Lycée Jean Baptist Corot in Douai

Twistringen – Selbstbewusst steht Annika Zimmer morgens vor den Neuntklässlern des Twistringer Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums. Die 15-Jährige berichtet über ihre Zeit in einem französischen Internat. „Ich bin durch den Aufenthalt selbstbewusster und selbstsicherer, aber auch reifer geworden“, gibt sie zu. Sie habe eine starke persönliche Wandlung erfahren.

Ein Vierteljahr besuchte Annika Zimmer das Lycée Jean Baptist Corot in Douai, in der Nähe von Lille, zusammen mit ihrer Gastschwester Leonie.

Fünf Tage die Woche, von morgens um 8 Uhr bis abends um 18 Uhr, war Unterricht, und das bei 60-Minuten-Stunden. Zwischen den Stunden hätten die Schüler fünf Minuten für Essen, Trinken oder den Toilettengang. Gespannt lauschen die Neuntklässler am Gymnasium den Ausführungen der Zehntklässlerin über das französische Schulwesen. Nach den Hausaufgaben stand das Abendessen um 19.15 Uhr auf dem Programm. Erst ab 20 Uhr durften die Mädchen und Jungen ihre Zimmer aufsuchen. „Und auch dort lernten noch viele weiter“, erzählt sie.

„In Frankreich muss jeder lernen, lernen, lernen. Und fleißig sein“, betont Annika. Es werde viel Wert auf Bildung gelegt. Fächer wie Religion und Politik gebe es nicht, dafür jeden Tag Mathe.

„In den Schulen ist weder das Tragen von Kreuzen erlaubt noch das von Kopftüchern“, hat sie beobachtet. Und jeder halte sich daran.

Das Essen in der Mensa sei ein Muss für alle. Wer nicht essen möchte, muss sich vorher abmelden. Das Essen sei sehr gesund und lecker. „Viel Salat und Gemüse, Fisch, Baguette und Käse. Keine süßen Sachen“, so Annika. Nachtisch, Schokolade oder Cola seien tabu.

Zeit für Hobbys wie Sport und Musizieren bleibe nur am Mittwochnachmittag – an dem Tag endet der Unterricht vor dem Mittagessen. Frei seien auch die Wochenenden. Die würden alle zu Hause verbringen.

„Ich hatte großes Glück mit meiner Familie“, erzählt Annika Zimmer. Ihre Gastschwester Leonie hatte bereits drei Monate bei ihr in Twistringen verbracht und sich wohlgefühlt. „Wir sind dicke Freundinnen.“ Aber auch Leonies Familie sei klasse. Für Abwechslung sorgten zudem die zehn Katzen, Meerschweinchen, Hühner und Gänse. Der Ort Dounai sei ein französischer Ort, wie sie ihn sich vorgestellt habe. „Mit einem Kanal mitten durch die Stadt, vielen Cafés und kleinen Geschäften.“

190206 b

Annika mit ihrer Gastmutter Céline, Gastschwester Léonie und Annikas Cousine Elena (linkes Foto v.l.). Foto: Zimmer 

Annika Zimmer führte ein detailliertes Tagebuch. „Um zu sehen, welche Fortschritte ich mache.“ Am Anfang habe sie sich sehr verloren gefühlt. „Ich habe nichts verstanden“, denn in Douai, nicht weit von der belgischen Grenze entfernt, habe man einen ganz besonderen Dialekt gesprochen. „Aber am Ende wollte ich gar nicht mehr weg.“ Und so sei ihr der Abschied nach drei Monaten sehr schwergefallen. „Ich fahre dorthin auf alle Fälle zurück“, ist sie sich sicher.

Am Ende ihres Referates stellten ihr die Mitschüler noch zahlreiche Fragen. „Ich kann nur sagen, dass man diese drei Monate ruhig investieren sollte“, sagte sie. Auch wenn sie das Schulsystem in Deutschland viel besser finde.