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Eine  Fossiliensammlung wünschen sich Martin Lütjen und der Vorsitzende Alfred Meyer. Foto: Nölker

Nachdem in den vergangenen drei Wochen ausführlich über die Projekte der Vergangenheit des Heimat- und Bürgervereins berichtet wurde, beschäftigt sich der letzte Teil mit den Zukunftsvisionen. So beteiligt sich der Verein an den Planungen für einen Mehrgenerationen-Park in Twistringen. Die Zusammenarbeit mit der Agenda-Gruppe wird in Bezug auf die Hege und Pflege des Beerenlehrpfades und des Hochzeitswalds intensiviert und bereits umgesetzt, ebenso die Passierbarkeit des Rossweges als Verbindungsstrecke zwischen der Topheide bis zum Lönsweg.

 

Gegen Ende dieses Jahres wird ein weiteres für den Heimat- und Bürgerverein wichtiges Projekt realisiert. Seit 2017 beschäftigt sich der Vorstand sehr intensiv mit einer Beschilderung zu den Twistringer Sehenswürdigkeiten – sowohl für einheimische als auch für auswärtige Besucher. Darunter der Beeren- und Rosenlehrpfad, der Hochzeitswald, die Delmequelle, der Judenfriedhof und der Synagogen-Gedenkstein an der Bachstraße. Aus dieser Initiative wird nach mehreren Gesprächen mit dem Bürgermeister das Beschilderungskonzept für Twistringen und den dazugehörigen Ortschaften in Kürze realisiert.

In Kooperation mit den Wasserunterhaltungsverbänden Ochtumverband und Hunte-Wasseracht sowie dem Landkreis Diepholz soll ein Teilbereich des jetzt begradigten Flussverlaufs der Delme naturnah gestaltet werden. Dem Heimat- und Bürgerverein ist es ein großes Anliegen, die Delme als Fließgewässer und nicht nur als begradigten Vorfluter für die Drainagen der angrenzenden Flächen und des gereinigten Abwassers der Stadt zu sehen. Dieses wasserbiologisch interessante Fließgewässer, das durch die Wildeshauser Geest fließt, gilt als so zu gestalten, dass viele verschiedene Tiere und Pflanzen der kleineren Flüsse optimale Lebensräume finden und ein vielfältiger Artenerhalt stattfindet. Diese Maßnahmen könnten laut Heimat- und Bürgerverein bei kurzfristiger Bewilligung von Fördermitteln schon 2020 umgesetzt werden.

Ein weiteres großes Thema für die Zukunft ist die Schaffung einer Fossiliensammelstelle in einer der ehemaligen Tongruben an der Ziegelei. Ein Riesenprojekt für den Verein, wie der 1. Vorsitzende Alfred Meyer zugibt. Aber, nachdem die Fossiliensammlung von Ludwig Böhme bereits seit zehn Jahren im Strohmuseum einen Ausstellungsraum hat, soll nun den Menschen das Sammeln von Fossilien wieder möglich gemacht werden. Dadurch, dass die Ziegeleigruben wie eine Badewanne voll Wasser gelaufen sind und kein Abfluss besteht, sind diese Schnecken, Muscheln, Haifischzähne und Korallen unter dem Wasser „versteckt“. Nur wenn man dieses Wasser entfernt, wird es möglich sein, an die verschiedenen Tonschichten in den Grubenwänden zu gelangen, die die Fossilien enthalten.

In Gram in Dänemark gibt es bereits eine Sammelstelle für Tertiärfossilien, wie sie sich die Verantwortlichen hier vor Ort auch vorstellen. Aber in Deutschland wäre so eine Möglichkeit, „sich in die Erdgeschichte zu graben“ etwas Einmaliges.

Viele Vorgespräche mit dem Flächenbesitzer, der AWG in Bassum, den Anliegern, der Stadtverwaltung sowie der Politik und den Genehmigungsbehörden wurden bereits geführt. Man sei auf einem guten Weg.

Die Möglichkeit, in Twistringen mit so einer Ausgrabungsstelle eine besondere Attraktion zu schaffen, sollte laut Heimat- und Bürgerverein eine Gemeinschaftsaufgabe aller Bürger der Stadt werden.

Dann können Twistringer von klein bis groß, Besucher der Stadt, aber auch Schulen, Interessierte aus Nah und Fern sowie Hobbysammler und Wissenschaftler sich einen Einblick in die Erdgeschichte der Urzeit – wir sprechen hier von 12 bis 15 Millionen Jahre alten Tertiärfossilien – verschaffen. Ein Alleinstellungsmerkmal, für das der Heimat- und Bürgerverein gerne der Motor sein möchte und für das er bereits erste Startzündungen geschaffen hat.

50 Jahre Heimat- und Bürgerverein heißt für die Stadt auch 50 Jahre unermüdlicher ehrenamtlicher Einsatz für die Bürger der Stadt. Durch die Ideen, das Sammeln von Spenden sowie einem immerwährenden „Klinkenputzen“ ist es den Verantwortlichen gelungen, in fünf Jahrzehnten Plätze zu schaffen, die heute weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sind. Der Schwimmpark, der Beerenlehrpfad, das Museum der Strohverarbeitung, die Rad- und Wanderwegrouten sowie die Hege und Pflege der Natur- und Tierwelt waren nur einige erfolgreiche Projekte, für deren Verwirklichung die Bürger der Stadt dankbar sind.

„Weitere Mitglieder sind herzlich willkommen“, lädt der 1. Vorsitzende Alfred Meyer ein. Stand noch am 31. Oktober 1969 groß in der Kreiszeitung: „Ein Bürgerverein könnte an der Gestaltung der Stadt mitwirken“, kann man rückblickend sagen: „Der Heimat- und Bürgerverein hat in den letzten 50 Jahren aktiv an der Gestaltung der Stadt mitgewirkt.“