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Mit viel Geduld und Fleiß entstehen aus Baumstämmen Kunstwerke. Foto: AWG

Künstler mit Beitel und Klüpfel

Bassum/Twistringen – Die Übergabe des neuen Utkieks an die Öffentlichkeit wird Höhepunkt des Tags der offenen Tür der Abfall-Wirtschafts-Gesellschaft (AWG) am 1. Mai 2020 sein. Das teilt die Gesellschaft in einer Pressemitteilung mit. Bürger können das Naherholungsgebiet nicht nur auf den Wanderwegen begehen, sondern sich auch unter anderem an Fitnessgeräten sportlich betätigen sowie diverse Land-Art-Projekte bestaunen, heißt es weiter. Geschaffen werden Letztere von Schülern der Gymnasien Syke und Twistringen.

 

Dabei gehen die Schulen ganz unterschiedlich an dieses Thema heran. Die Twuster Schüler arbeiten im Zuge des Begabten-Förderungs-Programms in Abständen auf dem Gelände an einem großen Eichen-Baumstamm. So auch kürzlich: Eine Gruppe Schüler hat sich um Ilze Bode versammelt. „Ich habe neue Bohraufsätze besorgt, mit denen wir die Holzstäbe in die Stämme stecken können“, erklärt die Kunstlehrerin des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums. Die Schüler lauschen und schwärmen nach dem kurzen Briefing in alle Richtungen aus, um an ihrem Projekt weiterzuarbeiten. Denn die bereits entrindeten und aufgeschichteten Eichen-Baumstämme sollen um einige Verzierungen reicher werden.

Die Idee dazu entstand früh. Die Schulleitung ist auf sie zugekommen, erinnert sich Ilze Bode zurück. Ob sie Lust habe, sich an einem Land-Art-Projekt für die AWG zu beteiligen? „Ich habe zugesagt und stand zunächst da, wie der Ochs vor dem Berg“, gibt die Lehrerin zu und lacht. Eine Ortsbegehung nach den Sommerferien schaffte dann Klarheit. Als Ilze Bode durch einen Sturm entwurzelte Eichen ausfindig machte, erhielt ihr Vorhaben „etwas vor Ort zu machen, dass auch einen Bezug zum Berg hat“, schnell eine Richtung.

Nach dem Entrinden werden die zersägten Eichenteile so aufgeschichtet, dass sie wieder wie ein Baum aussehen sollen. „Von dieser Seite sieht man den unteren Teil des Stammes, dann den Mittleren und oben kommen die Äste wieder zur Krone“, beschreibt Bode und geht mit ihrem Zeigefinger den Pfad von unten nach oben ab und ergänzt freudig: „So bekommen wir den Baum in neuer Gestalt auf den Berg.“

Hinter den teils schon afrikanisch anmutenden Verzierungen stecke derweil kein konkretes geometrisches Konzept. „Wir hatten mehr den Gedanken, einfach loszulegen und zu schauen, wohin uns das mit Beitel und Klüpfel führt“, verrät Bode. Man wolle mit den Formen des Baumes gehen, sich von Astlöchern und Beschädigungen leiten lassen, die Formen der Natur betonen.

Und das in der Gruppe an einem großen Projekt. Damit geht das Twistringer Gymnasium einen anderen Weg, als das Syker Pendant, das sich in kleinen Gruppen mehreren Projekten widmet.

Und das Warum? „Weil eas ein tolles Projekt für die Gemeinschaft ist und wir dank der AWG die Chance haben, so etwas Großes überhaupt machen zu können“, sagt Bode ohne Zögern.

Möglich mache dies auch das Konzept der Begabtenförderung, welches es erlaubt, Schüler mit besonderer künstlerischer Begabung aller Jahrgänge einmal pro Monat aus dem Unterricht herauszuziehen. „Die Schüler müssen aber auch selbstständig arbeiten und Verantwortung übernehmen können“, führt Bode weiter aus.

Für die Kunstlehrerin ist die Beteiligung an dem Land-Art-Projekt aus mehreren Gründen wichtig. Die Schüler würden im öffentlichen Raum und in ihrer Nähe etwas machen. „Wenn sie irgendwann wiederkommen und sagen können, dass sie das in ihrer Schulzeit gemacht haben, ist das ein Erlebnis, das bleibt“, weiß Bode über den Wert der Arbeit.

Ein Erlebnis, an dem auch die Elftklässler Alexander und Barnabas ihren Teil beitragen. „Cool!“ Das war nach Alexander sein erster Gedanke, als er nach seiner Teilnahme an dem Programm gefragt wurde. „Ich habe so etwas noch nie gemacht und wollte auf jeden Fall schauen, wie so etwas läuft“, erzählt er über seine Motivation.

Ähnlich ging es Barnabas: „Im Kunstunterricht malen wir ja meist. Mit der Begabtenförderung haben wir ganz andere Möglichkeiten.“ Durch das Gemeinschaftsprojekt lernen die beiden stetig dazu, wie sie verraten. „Oft dachte ich, dass ich ja mal eben schnell etwas machen könnte. Als ich mich dann dran gesetzt habe, habe ich schnell gemerkt, dass da richtig viel Zeit drinsteckt“, gibt Alexander zu. Trotzdem, so sind sich beide einig, macht das Arbeiten „sehr viel Spaß“.

Druck, weil das Ergebnis im öffentlichen Raum für alle Besucher des neuen Utkieks zu sehen ist, verspüren sie dennoch nicht. „Meine größte Sorge ist eher der Pilzbefall. Das ist schon ein wenig ärgerlich“, sagt Barnabas und zeigt auf einige Stellen, an denen sich kleine Pilze angesiedelt haben.