Situation der Asylbewerber in Twistingen

Mit freundlicher Genehmigung des www.Weser-Kurier.de

„Wo soll das nur alles hinführen mit den ganzen Flüchtlingen?“ und „Warum haben die alle ein Handy?“. So schallte es am Montagabend von der Aula-Bühne des Hildegard-von-Bingen-Gymnasium in Twistringen.

„Die sind doch alle kriminell!“ und „Das darf man als besorgter Bürger doch wohl noch sagen!“ folgten. Die Worte kamen von Schülern des Gymnasiums. Sie führten auf der Bühne ein Theaterstück auf und drückten bekannte Vorurteile gegenüber Flüchtlingen aus. Das Stück leitete zum Informationsabend über die Situation der Flüchtlinge in Twistringen ein. Die aufgezeigten Vorurteile sollten in einer Diskussion beseitigt werden.

„Es ist ein wichtiges und aktuelles Thema, gerade auch in Twistringen. Vieles läuft da noch durcheinander, da muss Klarheit geschafft werden“, erklärte Lehrer Jürgen Schulze. Gemeinsam mit der Schulsozialarbeiterin Maria Stenner-Dieckmann und der Stadt – vertreten durch die Kulturbeauftragte Katja Bischoff – organisierte Schulze den Informationsabend. Die rund 300 Sitzplätze in der Aula waren gut belegt, vor allem Schüler der elften und zwölften Jahrgangsstufe nahmen teil. „Für sie ist das eine Pflichtveranstaltung. Aber es sind auch Schüler anderer Jahrgänge gekommen. Und auch Bürger und Ratsmitglieder aus Twistringen“, sagte Schulze.

Im Anschluss an das kurze Theaterstück folgte eine Gesprächsrunde mit sechs geladenen Gästen. Durch den Abend führten die Geschwister Abed und Aberra Chatto aus dem elften und zwölften Jahrgang. „Wir interessieren uns allgemein sehr für die Flüchtlingsproblematik“, erklärte Aberra Chatto ihre Motivation, den Abend zu moderieren.

Zunächst berichteten Sonja Kirchner von der Caritas und Maria Stenner-Dieckmann über die Einrichtung der Flüchtlingsinitiative in Twistringen. „Ich bin begeistert, wie viele Ehrenamtliche sich engagieren“, merkte Stenner-Dieckmann an. Sie hob vor allem die Flüchtlingsbegleiter hervor, die den Flüchtlingen im alltäglichen Leben helfen und bei Problemen da sind. Als einer von ihnen saß der 18-jährige Mirsad Berisa in der Runde. Die Eltern des Abiturienten kamen einst selbst als Flüchtlinge nach Deutschland. Seit fünf Monaten engagiert er sich in der Initiative. „Ich kann bisher nur von positiven Aufeinandertreffen mit Flüchtlingen berichten“, erzählte Berisa und animierte die Schüler zum Mitmachen: „Man lernt dabei auch viel für die eigene Person. Es bringt einen wirklich weiter.“

Bürgermeister Martin Schlake machte noch einmal den Unterschied zwischen den Flüchtlingen in Twistringen klar. Es gebe zum einen die bereits eingeteilten Flüchtlinge, die dezentral in Wohnungen leben, und die Bewohner der Notunterkunft an der Hohen Straße. Die erste Gruppe wird von den Flüchtlingsbegleitern unterstützt. Als einer von rund 100 dezentral untergebrachten Flüchtlingen in Twistringen stellte sich Hassan Abdelrahman dem Publikum. „Ich glaube, es ist ganz wichtig zu fragen, warum Flüchtlinge nach Deutschland kommen“, meinte der Sudanese. Er erklärte, dass es viele Gründe gebe. „In meinem Fall war es eine Mischung aus sozialen und politischen Problemen“, erzählte Abdelrahman.

Seitens der Stadt saß neben Martin Schlake auch Carsten Werft, Fachbereichsleiter für Entwicklung und Ordnung, in der Gesprächsrunde. Deren Interesse richtetet sich dabei vor allem auf die Notunterkunft. „Die Einrichtung wird vom Deutschen Roten Kreuz und dem Landkreis Diepholz geleitet. Wir haben aber beim Aufbau so gut es geht geholfen“, erklärte Werft. Und auch zur immer wiederkehrenden Frage zum Bauzaun hatte er eine Antwort parat: „Uns wurde gesagt, dass der Zaun dem Sicherheitsdienst die Arbeit einfacher machen soll. So gibt es nur einen Eingang.“

„Unser Ziel war es, heute Informationen weiterzugeben“, sagte Schulleiter Peter Schwarze zum Ende des Abends und zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden. Es wurde keine politische Diskussion geführt, sondern rein informiert.