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Imker Peter Wagner sorgt sich um die Bienen-Population. © Marten Vorwerk

Immer mehr Lebensraum für Bienen verschwindet. Das liegt unter anderem an Monokulturen und dem Einsatz von Pestiziden. Der Weltbienentag soll auf Probleme und Lösungen hinweisen - und jeder kann dabei seinen Beitrag leisten.

Bassum/Twistringen – Heute ist Weltbienentag – was viele nicht wissen, ist dem Imker Peter Wagner und dem Insektenbeauftragten Jens Diedrichs durchaus bekannt. Doch seit wann gibt es diesen Tag? Warum wurde er ins Leben gerufen und wie ist es um die Population der Bienen in der Region bestellt?
„Den Tag gibt es seit 2018. Er ist also recht neu. Dass er auf den 20. Mai fällt, ist kein Zufall. Das ist der Geburtstag vom Slowenen Anton Janscha. Er gilt als einer der Väter der modernen Imkerei“, erzählt Peter Wagner aus Wesenstedt, der die Bienen-AG am Twistringer Hildegard-von-Bingen-Gymnasium ins Leben gerufen hat und dort als Imker-Pate gilt.

2014 habe der slowenische Imkerverband die Initiative zum Tag gestartet. „Sehr viel weiß ich über ihn nicht. Ich weiß aber, warum es den Tag gibt. Er soll auf den Rückgang der Bienenpopulation aufmerksam machen und vor allem dafür sensibilisieren, dass jeder etwas für die Bienen und allgemein die Insekten tun kann“, fügt Wagner hinzu.
Das Problem: Immer mehr Lebensraum für die Bienen verschwindet. „Das liegt daran, dass zunehmend Monokulturen entstehen und durch Pestizide, wie Pflanzenschutzmittel, Bienen getötet werden“, erklärt Peter Wagner.

Wildbienen brauchen alle 300 Meter eine Tankstelle

Dabei seien Honigbienen, mit denen sich der Imker hauptsächlich beschäftigt, nicht so gefährdet wie die Wildbienen, sagt Bassums Insektenbeauftragter Jens Diedrich. „Wildbienen brauchen alle 300 Meter eine Tankstelle, wo sie sich Nektar, also Nahrung, holen können. Ansonsten überleben sie nicht. Und genau diese Tankstellen fehlen mehr und mehr.“ Diedrich meint damit zum Beispiel Grünstreifen oder Blühpflanzen, die aufgrund der genannten Probleme „oder durch Kies- und Schottergärten“ verschwinden.

Ob ein Trend zu erkennen sei, ob sich in den vergangenen Jahren – seit der Einführung des Weltbienentages –die Population der Bienen verändert hat, vermag Peter Wagner nicht zu beantworten. „Klar ist, dass wir mit dem Rücken zur Wand stehen und uns kümmern müssen. Dafür ist ja auch der Weltbienentag da, um uns das ins Gedächtnis zu rufen.“ Jens Diedrich pflichtet ihm bei. „Da lief über Jahrzehnte etwas in die falsche Richtung. Das ist nicht so einfach zurückzudrehen und wird Zeit und jede Menge Arbeit benötigen.“

Lieber in der Stadt als auf dem Land

 

Ein besonderes Phänomen bezüglich der Bienenpopulation beobachtet Peter Wagner: Bienen kämen in der Stadt mittlerweile besser zurecht als auf dem Land. Das liege unter anderem daran, dass auf dem Land viel mit Massentrachten gearbeitet werde. „Dadurch entsteht wenig Abwechslung und das Nahrungsangebot reduziert sich. Gerade wenn Mais oder Getreide angebaut wird, bringt das den Bienen natürlich nicht viel. In der Stadt gibt es mehr Kleingärten oder sogar Friedhöfe, wo Blühpflanzen Futter geben“, erklärt Peter Wagner.

Welche Möglichkeiten gibt es, das Bienensterben aufzuhalten und wieder mehr Lebensraum zu bieten? Uwe Morawski, Imker aus Twistringen, sagt: „Es ist alles viel zu aufgeräumt. Jeder Randstreifen ist ordentlich. Das muss nicht sein und nimmt Lebensraum weg. Es kann auch mal was liegen gelassen werden.“ Das sieht Jens Diedrich ähnlich. „Rasenflächen an Parkplätzen könnten nur alle drei Wochen statt jede Woche gemäht werden.

Maßnahmen nicht von heute auf morgen umzusetzen
Peter Wagner erklärt, dass jeder einheimische, insektenfreundliche Sträucher und Gehölze in seinem Garten pflanzen könne – zum Beispiel Stauden. Zudem könne auf öffentlichen Plätzen darauf geachtet werden, mit Pflanzen Lebensraum für Bienen zu erhalten oder zu schaffen. „Wir versuchen, als Naturbeauftragte Maßnahmen umzusetzen. Aber das geht nicht von heute auf morgen“, erklärt Jens Diedrich.

Viele dieser kleinen Maßnahmen können helfen. Um den Rückgang der Bienenpopulation aufzuhalten, müsse aber mehr passieren. Jens Diedrich sagt: „Das ist kein regionales, sondern ein globales Problem in der gesamten Lebensweise. Da reicht es nicht, wenn sich ein paar Menschen einsetzen.“