20150622

Twistringen - Von Sabine Nölker. „Manche Dinge trägt man für immer in der Jacke des Lebens mit sich“: Dieser Satz von Reinhold Beckmann zog sich am Samstagabend wie ein roter Faden durch den vom Sozialen Seminar des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums veranstalteten „Talk mit Beckmann“.

 

Im Zuge des Sozialen Seminars der Diözese Osnabrück, das von Lukas Dieckmann und Matthias Behrensen geleitet wird, beschäftigten sich die Zehntklässler des Gymnasiums mit „Menschen am Rande der Gesellschaft“ und kamen auch auf das Thema Flüchtlinge zu sprechen. Sie stießen auf die Dokumentation „Unser Krieg? Deutsche Kämpfer gegen IS-Terror“, die am 23. Februar in der ARD ausgestrahlt wurde. Berichterstatter war Reinhold Beckmann, der mehrere Wochen gemeinsam mit seinem Kollegen Helmar Büchel vor Ort recherchiert hatte. An ihrer Seite Songül war auch Tolan vom Zentralrat der Jesiden in Deutschland.

Die Schüler luden Beckmann zu einer Talkrunde ein und freuten sich, als der Journalist zusagte.

Der Fernsehmoderator zeigte sich von seiner ruhigen Seite. Er sprach eindringlich von seinen Erfahrungen mit der Flüchtlingssituation im Irak. Mit seinen Erzählungen brachte er die knapp 200 Zuhörer zum Nachdenken.

"Die Situation dort ist schwer zu ertragen", sagte Beckmann. Zu viel Hass sei im Spiel. Hass für das, was den Menschen dort angetan worden sei. „Der Schrei nach Gerechtigkeit ist laut.“

Beckmann berichtete von seiner Betroffenheit, nachdem er und Songül Tolan mit Frauen gesprochen hatten, die vergewaltigt worden waren.

Er erzählte auch von etwa 5000 bis 6000 Frauen, die entführt und als Sklavinnen in den Jemen und nach Katar verkauft wurden. „Da, wo wir eine Fußball-WM ausrichten wollen“, fügte er kopfschüttelnd hinzu.

Er berichtete von traumatisierten Kindern, die mit ansehen mussten, wie ihre Eltern vor ihren Augen erschossen wurden. Sie sind auf sich allein gestellt. Er schilderte die zum Teil unzumutbaren Unterkünfte und die tägliche Suche nach Lebensmitteln und Getränken, nach wärmender Kleidung und Decken.

Sein dringlicher Appell: „Die humanitäre Hilfe muss ausgeweitet werden.“

Der schönste Moment sei der gewesen, als ein Hilfskonvoi, bestehend aus fünf Lastwagen, aus Oldenburg eingetroffen sei, erinnert er sich.

Als er aus dem Irak zurück gekehrt sei, habe Beckmann einige Zeit gebraucht, um wieder in den normalen Alltag zurückzufinden.