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Die Band: Rebecca Rohlfing (v.l.), Naomi Mbiyeya, Linda Wilkens, Gina Meyer, Antonia Greenway und Lucie Rußmann. Foto: LISA-MARIE RUMANN

Twistringer Schulband Good to bee verbringt einen Tag im Tonstudio

Twistringen/Bremen – Eine Zwei-Zimmer-Wohnung in der Bremer Überseestadt. Beim Betreten weht eine steife Brise durch die Tür. Die stickige Luft der vergangenen Tage soll weichen. Es muss frischer Wind rein. An den Wänden sind Akustikschaumstoffe angebracht, dazwischen hängen Zertifikate und Schallplatten. Überall Kabel, Instrumente und anderes Musikgedöns. Das reinste Chaos. So soll es wohl sein, das klassische Tonstudio. Aber Antonia, Naomi, Gina, Lucie, Rebecca und Linda sind glücklich. Sie haben als Schulband Good to bee des Twistringer Gymnasiums den Rosa Band-Wettbewerb gewonnen. Der Preis: ein Tag im Tonstudio.

 

Seid ihr aufgeregt? „Ja, und wie!“, meint Naomi. Sie ist Sängerin, Schlagzeugerin und Gitarristin in einem. Mit ihren gerade einmal 15 Jahren ist sie sehr selbstbewusst. Und das hört man auch in ihrem Gesang. Ihre Stimme gleicht der einer Soul-Diva. Auch die anderen fünf Band-Mitglieder sind nervös. Für sie alle ist es das erste Mal in einem Tonstudio. Ruhepol der Gruppe ist Musiklehrerin Anja Herold. Sie selbst hat bereits Studio-Erfahrungen gesammelt und begleitet die Mädchen. Etwas aufgeregt ist sie trotzdem: „Man fiebert richtig mit!“

An diesem Tag wollen die Mädchen insgesamt drei Lieder aufnehmen. „I won’t let you go“, „Nicht mehr grau“ und „Prison in my head“ heißen sie. „Heute geht es eher in Richtung Singer-Songwriter“, sagt Herold. Die Texte für alle drei Songs hat die Band selbst geschrieben. Nummer eins stammt von Antonia, die ihn auch selbst singt. Leider ist sie von einer Erkältung heimgesucht worden. Ein leichtes Kratzen begleitet ihre Stimme. Das tut ihr aber keinesfalls einen Abbruch. Eher im Gegenteil. „Das macht es rockiger“, meint Herold. Antonia wirkt am meisten selbstkritisch von allen. „Können wir noch mal?“, „Entschuldigung, nur wenn es geht, aber: Können wir noch mal?“ Das sind Sätze, die aus ihr rausgeschossen kommen. Aber auch verständlich. Wie oft bekommt man schon die Chance, seine eigenen Lieder im Studio aufzunehmen? Dann soll es schließlich auch gut werden.

Beim ersten Song übernimmt Naomi das Gitarren-Intro. Klingt nicht schlecht. „Hm, geht so. Es klingt hektisch“, meint allerdings Musikproduzent Robert Meister. Also noch mal. Nun ist Naomi selbst mit ihrer Leistung nicht zufrieden. „Dann spiel die zweite Hälfte eben noch mal.“

Nach ein paar Anläufen klappt es. Man merkt, alles muss bis ins kleinste Detail sitzen. Aber wenn es dann doch nicht hinhauen will, kann Meister mit seiner Technik nachhelfen, zum Beispiel Passagen einer Aufnahme in eine andere einfügen. So wie bei Lucie zum Beispiel. Sie soll ihr Solo am E-Bass einspielen. „Die erste Aufnahme war die beste ... außer das Ende“, meint Band-Kollegin Gina. Bei den anderen war eben das Ende gut. „Ich probier mal was“, sagt Meister. Mit ein paar Klicks hat er die zwei Aufnahmen miteinander verknüpft. Er spielt sie ab, alle lauschen gespannt. „Das ist perfekt“, sind sich die Mädchen einig.

Nach insgesamt drei Stunden ist der erste Song fertig. Die Gefühlslage ist gemischt. Einerseits ist die Band froh um den Tag, blickt allerdings mit Sorge auf die verbliebene Zeit. „Es ist ganz normal, dass die erste Aufnahme länger dauert“, beruhigt sie der Musikproduzent. Bei den nächsten soll es besser laufen.

Tatsächlich bekommt die Band erst später die finalen Ergebnisse zu hören. Was haben sie damit vor? Auf CD brennen? „Wer hat denn heutzutage noch CDs?“, fragt Lehrerin Herold. Drei von vier Anwesenden heben die Hand. Somit hat sich die Zukunft der Band geklärt.