Überall im Landkreis Diepholz zogen Hunderte Menschen auf die Straßen, um für Klima zu protestieren. Auch in Syke, Bassum und Bruchhausen-Vilsen machten sich die Aktivisten für den Umweltschutz stark.

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Auch durch Bassum zogen die Aktivsten. Rund 60 Menschen starteten am Bahnhof und zogen zum Rathaus. (Vasil Dinev)

Fridays for Future

Landkreis Diepholz. Emily, Jennifer und Malin stehen vor dem Rathaus in Bassum. Die drei Schülerinnen des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums in Twistringen haben sich der Fridays-for-Future-Demonstration durch die Lindenstadt angeschlossen. Rund 60 Menschen zogen mit Plakaten und Musik vom Bahnhof zum Rathaus. „Wir müssen ein Zeichen setzen. Ich finde es furchtbar, dass wir bewusst den Planeten zerstören“, sagt Emily. Applaus. Die drei Schülerinnen zeigen, dass man auch mit einfachen Mitteln, der Umwelt helfen kann. „Wenn ihr Müll seht, dann hebt ihn auf. Nehmt Glas statt Plastikflaschen. Eigentlich ist es so einfach“, sagt sie. Wie in Bassum waren auch im Landkreis Hunderte Menschen auf den Straßen, um für das Klima und den Umweltschutz zu protestieren. Unterstützt wurden die Jugendlichen dabei von den Erwachsenen – auch in Bassum. „Ich hoffe jeden Tag, dass wir mehr werden“, sagt Maren Rüsch vom Klima-Aktions-Bündnis. Sie hat den Marsch bis zur Alten Poststraße zur Kundgebung organisiert.

 

Auch in Syke ziehen die Aktivisten zum Verwaltungssitz der Stadt. „Ihr seid high auf CO2“ oder „Oma und Opa für ein enkeltaugliches Klima“ steht auf den Plakaten, mit denen die Streikenden ihren Forderungen mehr Ausdruck verleihen wollen. Laute Rufe sind noch nicht zu hören, während sie sich ihren Weg über die Hauptstraße bahnen. Vielmehr ist es stiller Protest, der erst mit der Nähe zum Rathausvorplatz an Lautstärke gewinnt. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut“, rufen die Jugendlichen dort im Chor. Eine Kleingruppe älterer Menschen reiht sich mit gemeinsamem Singen in die Protestrufe ein. Schließlich ergreift Erich Paul von der Bürgerinitiative Energie in Bürgerhand das Wort. „Wir müssen unseren Lebensstil ändern“, lautet seine Botschaft, ehe er den anderen Rednern an diesem Vormittag den Sprecherplatz überlässt. Auch die zufälligen Passanten erfahren viel über die Forderungen der Syker Klimaktivisten. So hören sie, dass die Klimakatastrophe nicht die Erde, aber die Lebensgrundlage der Menschheit vernichtet.

Mit der Übergabe einer Petition an Bürgermeisterin Suse Laue fordert Erich Paul stellvertretend für die Teilnehmer das Ausrufen des Klimanotstandes für die Stadt Syke. Seine Kritik: „Der Bau- und Umweltausschuss hat auf seiner letzten Sitzung den Klimanotstand nicht anerkannt.“ Dabei müsse der Umweltschutz auf der politischen Agenda an erster Stelle stehen. Suse Laue nimmt die Petition an und überreicht Paul im Gegenzug den Aktionsplan für Klimaschutz, den die Stadtverwaltung verfolgt. Die Bürgermeisterin sagt: „Die Stadt bietet Plätze mit Aufenthaltsqualität, um sich hier erholen zu können und nicht mit dem Flugzeug verreisen zu müssen.“ Zudem begleite der Rat entsprechende Vorhaben, die zum Klimaschutz beitragen sollen. Gleichzeitig freue sie sich auf konstruktive Diskussionen, die mit allen Beteiligten im kommenden Jahr fortgeführt werden sollen, um die Klimakonsequenzen zu reduzieren. Szenenwechsel. Die St.-Cyriakus-Kirche in Bruchhausen-Vilsen. Ein Mann spielt auf einem Saxofon „What A Wonderful World“ von Louis Armstrong. Die Mitglieder des Tafeltheaters um Peter Henze haben Schilder ausgelegt. „Du musst dein Leben ändern“ steht auf Zetteln an der Rückseite der Bibeln, auf Zetteln an jeder Bankreihe, auf Zetteln auf dem Tisch am Seiteneingang. Und sogar auf einem Zettel auf der Spendenbox für die Orgel. Das Kirchenschiff füllt sich langsam, letztlich sind etwa 70 Interessierte gekommen. Kinder? Jugendliche, junge Menschen? Annähernd Fehlanzeige. Der Altersdurchschnitt liegt jenseits der 60. Bianca Hrabowski, Pädagogin in Diensten des Vereins Lebenswege Begleiten, beantwortet die Frage, wo die junge Generation sei, mit den Worten: „In unseren Herzen.“

Peter Henze erhebt das Wort. Der Organisator dieser Zusammenkunft betont den spirituellen Charakter dieses Treffens. „Manche stille und friedliche Revolution hat in einer Kirche begonnen“, sagt er. Er fordert, „wir müssen unseren Lebensstil ändern“ und betonte: „Jetzt – und nicht irgendwann – braucht es entscheidende Schritte für die Zukunft unserer Erde.“ Einem Kurzauftritt des Tafeltheaters folgt ein Plädoyer für regionale Produkte, ehe Henze die Abschlussworte spricht: „Wir werden wiederkommen, wenn nicht wirklich etwas passiert.“

In welcher Form etwas passieren kann, demonstriert Thomas Riedel etwa einen Kilometer weiter nördlich. Der Mit-Geschäftsführer der Firma Slokoffie hat sein aus Honduras nach Bremen herbeigesegeltes Produkt mit in den Bioladen gebracht, um Kaffee-Kostproben auszuschenken. Mit dem Lastenfahrrad, versteht sich. Zwei Stunden hat er gebraucht, ist über die Dörfer geradelt, nicht über die Bundesstraße 6. Er hat im Luftkurort „nur glückliche Gesichter gesehen“, berichtet er. Aber Klimastreik-Diskussionen? „Die gab es leider nicht“, ärgert sich Sabine Krzikalla vom Bioladen ein wenig.