Vertreter der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden Twistringens kamen der Einladung nach
Für die evangelische Kirchengemeinde kamen beispielsweise vom Vorstand Sandra Richter und Claudia Melcher. Auf die Frage, was sie über die Eröffnung einer Moschee in Twistringen denken, antwortete Melcher: „Das ist erst mal positiv. Jeder sollte seine Religion ausüben können.“ Weiterhin erklärte Melcher, sie seien dort, weil ihnen der Dialog sehr wichtig sei. „Wir kommen nur miteinander weiter. Wir sind daher gespannt auf die Zusammenarbeit.“ Die Einladung der muslimischen Gemeinde sei der erste Schritt dafür, ergänzte Richter.
Auch Joachim Kieslich, Pfarrer der katholischen Kirche St. Anna aus Twistringen, war der Einladung gefolgt. Er finde es „unwahrscheinlich Klasse“, dass sie sich begegnen können. „Früher war Twistringen immer eine katholische Insel gewesen. Das ist in den letzten Jahrzehnten aufgebrochen, auch durch die vielen Zuzüge. Deshalb finde ich es eine Bereicherung, dass wir uns in den Religionen besser kennenlernen und austauschen können“, erzählte der Pfarrer. „Insbesondere mit den momentanen Entwicklungen in der Welt könnten sonst die Mauern zwischen uns wieder hochgezogen werden. Es ist deshalb gut, dass die islamische Gemeinde den Kontakt sucht. Es ist wichtig, dass man miteinander spricht und sich nicht mit Misstrauen begegnet.“
Für Twistringer Muslime bedeutet die Badiaa Moschee kürzere Wege
Für die Twistringer Muslime bedeutet die Eröffnung der Badiaa Moschee, dass sie nicht mehr bis ganz nach Sulingen, Syke, Barnstorf oder gar Bremen fahren müssen, erklärte Integrations- und Flüchtlingsberater Rahmi Tuncer. Diese Tatsache freut auch das islamische Gemeindemitglied Christian Ewert. „Sonst musste ich immer nach Bremen oder Wildeshausen fahren. Jetzt kann ich hierher kommen, und meine Kinder können am Islam-Unterricht teilnehmen“, sagte er.
In der Moschee soll an den Wochenenden Arabisch- und Islam-Unterricht für Jugendliche stattfinden. Es soll auch fünf Gebetszeiten geben, erzählt Ahmed Shokri, der Neffe des Betreibers Kanaan Hussein Mula Surchi – morgens, mittags, nachmittags und abends. Wobei sie erst mal noch feststellen wollen, ob es für Gebetszeiten am Morgen und Mittag überhaupt eine Nachfrage gibt. Ab nachmittags soll aber immer geöffnet sein. Einen Gebetsaufruf über Lautsprecher werde es draußen aber nicht geben, so Shokri. Die Männer und Frauen beten dabei getrennt. „Das ist immer so“, erklärte Shokri. Es gibt dafür einen zweiten Gebetsraum, der mit dem gleichen roten Teppich ausgelegt ist wie der, durch den man die Moschee betritt.
Der Twistringer Imam beantwortete Fragen
Der Imam betet zu den vorgegebenen Zeiten vor und die Gläubigen beten nach. Bei Kaffee und Gebäck konnten die Gäste dem Imam der Badiaa Moschee, Abdulkerim Sincar, ihre Fragen stellen. Zum Beispiel, wo er seine Ausbildung genossen habe, oder in welcher Sprache gebetet werde. Das geistliche Oberhaupt gab sich Mühe, alles zu beantworten. Unter den Fragenstellen war auch Bianca Röhrig-Kraft, Religionslehrerin am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium Twistringen. Sie hatte von der Eröffnung der Moschee in der Zeitung gelesen und war der Einladung gefolgt, um ins Gespräch zu kommen.
„Es gibt bei uns auch immer eine Unterrichtseinheit Islam“, sagte sie. „Dafür fahren wir mit den Schülern zu der Fatih-Moschee in Bremen, um die Religion zu veranschaulichen.“ Die Lehrerin hofft, dass sie vielleicht auch mal mit ihren Schülern in die Badiaa Moschee kommen könnte, damit diese den Gemeindemitgliedern Fragen stellen können. „Wenn so etwas vor Ort gemacht wird, heißt das ja auch, dass die Schüler die Leute, mit denen sie reden, auch auf der Straße wiedertreffen können.“