Schüler und Lehrer des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums in Twistringen in der neuen Küche, die Nachhaltigkeitszwecken dient. © Schümann, Frank
Zum sechsten Mal innerhalb von zwölf Jahren wurden Schulleiter Peter Schwarze und sein Team als Umweltschule ausgezeichnet. Zu den nachhaltigen Projekten gehört eine Schulküche.
Twistringen – Fahnen und Urkunden, wohin das Auge blickt: Das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium in Twistringen entwickelt sich zum regelmäßigen Sammler von Auszeichnungen rund um den Begriff des „Umweltgymnasiums“. Zum sechsten Mal innerhalb von zwölf Jahren wurden Schulleiter Peter Schwarze und sein Team auf diese Weise vom BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) und dem niedersächsischen Kultusministerium geehrt. Dieses Mal wurde allerdings keine Fahne geschickt, sondern eine Plakette. „Vielleicht wussten sie, dass der Platz langsam knapp wird“, sagt Schwarze schmunzelnd. Das Gymnasium bewegt sich schwerpunktmäßig auf den Handlungsfeldern Gesundheit, Ernährung und Bewegung sowie biologische Vielfalt.
Unter den vielen Projekten, die das Gymnasium in den vergangenen Jahren zum Wohle der Nachhaltigkeit unternahm, sticht aktuell ein Küchenprojekt heraus, das zu beiden Feldern bestens passt. Mithilfe des Fördervereins und einiger Sponsoren wurde ein Küchenraum entwickelt, in dem rund 30 Schüler in vier verschiedenen Koch-Bereichen zum Einsatz kommen können.
Ernährung ist ein wichtiger Bestandteil im Schulleben
„Es gibt das Modul ,Fit für Life‘, in dem es darum geht, Menschen fit fürs Leben zu machen“, erklärt der für das Projekt zuständige Lehrer Michael Fischer: „Und da ist die Ernährung ein wichtiger Bestandteil.“ Dies werde jetzt in den Klassen 9 und 10 implementiert, um den Schülern Nachhaltigkeit zu demonstrieren – gewissermaßen am eigenen Leib. Wie gesund sind die Lebensmittel, wie lange sind sie haltbar – um diese und ähnliche Fragen geht es. Des Weiteren gibt es die Koch-AG für die Jahrgänge 5, 6, 7 und 8, die alle 14 Tage zweistündig angeboten wird, so Fischer weiter. „Die sind schon sehr aktiv und machen auch außer der Reihe mal was, das finden wir sehr gut.“ Es komme sukzessive, dass viele Kollegen die Küche in ihren Unterricht mit einbringen. So könne es auch vorkommen, dass im Französisch-Unterricht ein Rezept behandelt wird, das dann umgesetzt wird. Fischer sagt aber auch: „Konzeptionell kann es gar nicht so stark verankert sein, weil die Menschen erst mal lernen müssen, wo die Ernährung überall wichtig ist.“ Von den 30 Stunden im Schnitt etwa 6-8 Stunden – Tendenz steigend.
Lehrküchen gäbe es im Landkreis Diepholz zwar einige, in den Gymnasien sei es aber nicht üblich, sagt Schwarze. Der Direktor freut sich besonders darüber, dass die Küche über den Förderverein und einige Sponsoren finanziert wurde, der eigene Etat wurde dadurch nicht belastet. Investiert wurde immerhin eine fünfstellige Summe.
Lehrerin Nicola Diedrich und Direktor Peter Schwarze mit der Plakette und der Urkunde. © Frank Schümann
Aber nicht nur die neue Küche steht für Nachhaltigkeit im Twistringer Gymnasium. Darüber hinaus waren Lehrkräfte und Schüler natürlich auch in zahlreichen anderen Projekten involviert, die der Umwelt dienen: Gemeinsam mit der „Agenda“-Gruppe Stadtentwicklung und Landschaftspflege der Stadt wurde ein Insektenhotel für das zukünftige Staudenbeet im Reisegarten Twistringen befüllt. Auch an der Baumpflanzaktion der Stadt Twistringen und des Landkreises nahm die Schule teil. Weiter gibt es ein Bienenprojekt. Insgesamt, so Schwarze, seien es im Umwelt- und Nachhaltigkeitskontext immer etwa 12 bis 15 Projekte.
Insektenhotel gebaut und Staudenbeet im Reisegarten angelegt
Aber es sind nicht nur die dafür ausgewiesenen (und oft später ausgezeichneten) Projekte, die den Nachhaltigkeitsgedanken dokumentieren: Auch im Alltag sei immer wieder zu erleben, wie sehr dieser Gedanke den Schülern schon in Fleisch und Blut übergegangen ist, sagt Schwarze. So erzählt er gerne die Geschichte, wie einzelne Schüler immer wieder an seine Bürotür klopfen – nicht etwa, um sich einen bestellten Rüffel abzuholen, sondern um die Pflanzen des Direktors zu gießen. Denn an der Schule gibt es einen Pflanzengießdienst.
„Die Schüler nehmen diese Aufgabe wirklich gerne an“, bestätigt auch Nicola Diedrich, die die verschiedenen Aktivitäten der Kollegen koordiniert. Und nicht nur in dieser Hinsicht. Schwarze sagt: „Entscheidend ist, dass die Schüler bereit sind, Verantwortung zu übernehmen – und das freut uns sehr.“