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Blicken in ihrer Festschrift auf zehn bewegte Jahre Schulgeschichte zurück: Schulleiter Martin Lütjen (rechts) und die Redaktion des Jahrbuchs. (Udo Meissner)
 

Bis sich die Schule eine eigene kleine Digitalkamera angeschafft hat, habe es doch schon ein Weilchen gedauert, erinnert sich der Schulleiter des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums Martin Lütjen. „Bei unser Gründungsfeier war extra die Kreisbildstelle dabei und sollte Aufnahmen machen. Bloß leider hat sich später herausgestellt, dass keine Kassette in der Videokamera war“, erzählt Lütjen.

Er muss noch immer schmunzeln, wenn er an diese Begebenheit denkt. Dennoch ist es der Redaktion der Festschrift zum zehnjährigen Bestehen der Schule gelungen, eine 167 Seiten starke Chronik zu erstellen. Und die hält Schulleiter Martin Lütjen jetzt selbstverständlich voller Stolz in den Händen. Das Jahrbuch 2013/2014 gliedert sich schwerpunktmäßig in zwei Teile. Neben einem Rückblick auf die bewegte Schulgeschichte kommen natürlich auch die bisherigen Abiturjahrgänge nicht zu kurz. Damit auch jeder später weiß, mit wem er damals die Reifeprüfung abgelegt hat, wurden auch die Jahrgangsfotos samt Namen abgedruckt.

Die „Posaune Gottes“, wie die Namensgeberin der Schule, Hildegard von Bingen, auch genannt wird, würde bestimmt einen Freudenschrei ausstoßen, wenn sie wüsste, wie prächtig sich das Gymnasium an der Vechtaer Straße in der vergangenen Dekade entwickelt hat. Dabei war der Weg dahin eher lang und steinig. Schon seit Jahrzehnten wollte die Twistringer Stadtpolitik nämlich ein gymnasiales Angebot in der Delmestadt errichten.

„Eine Kooperative Gesamtschule, die zu einem gewissen Zeitpunkt wohl möglich gewesen wäre, schied offenbar aus ideologischen Gründen aus“, erinnert sich einer der Väter des Twistringer Gymnasiums, der jüngst aus dem Amt geschiedene Bürgermeister Karl Meyer, in seinem Grußwort für die Festschrift. Rund 90 Prozent der Twistringer Pennäler hätten früher die Gymnasien in Vechta besucht. Der Plan, eine Dependance des Antonianums in der Delmestadt zu errichten, sei damals allerdings gescheitert.

Im August 2004, nach dem Ende der Orientierungsstufe, startete dann das erste siebenköpfige Kollegium. Mit 75 Schülern. Damals noch vom Twistringer Schulzentrum an der Feldstraße aus. Damit war also das insgesamt 248. Gymnasium Niedersachsens offiziell eröffnet. „2006 mussten wir Containerklassen am Twistringer Schulzentrum einrichten, weil der Neubau an der Vechtaer Straße noch nicht bezugsfertig war“, lässt Martin Lütjen einen weiteren Meilenstein der Schulgeschichte Revue passieren. Beim Bau des neuen Schulgebäudes war die Stadt Twistringen einen neuen Weg gegangen. Den mit den drei P – Public-Private-Partnership. Das bedeutet übersetzt: Der Investor baut und kümmert sich um die Instandhaltung des Gebäudes, die Stadt mietet die Räume an und bekommt sie nach einem Vierteljahrhundert überschrieben. Nachdem der erste Bauabschnitt 2007 eingeweiht wurde, folgte der zweite rund drei Jahre später.

2010 ging die Trägerschaft dann auch von der Stadt Twistringen auf die Schulstiftung des Bistums Osnabrück über. Mit Vehemenz hat sich Twistringens damaliger Bürgermeister Karl Meyer für die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe in der Delmestadt eingesetzt. Lange war nämlich nicht klar, ob sogenannte Konkordatsschulen auch eine Oberschule erhalten sollten.

Seit 2011 steht die junge Schule nun schon unter dem Patronat von „Kräuter-Hilde“, wie Hildegard-von-Bingen von manchen auch liebevoll genannt wird. „Sie gilt als eine intellektuelle Frau mit messerscharfem Verstand, zutiefst verwurzelt im Glauben und mit der Fähigkeit gesegnet, die Herzen der Menschen zu erreichen“, schreibt Uta Wielage in ihrem Aufsatz über die Namensgeberin des Gymnasiums.

Als weitsichtig, neugierig, dem Menschen zugewandt – Attribute, die Hildegard von Bingen zugeschrieben werden – hat sich auch die Redaktion mit ihrer Festschrift erwiesen. Künftig soll nämlich nicht nur jede Dekade, sondern jedes Jahr ein Jahrbuch am HvB herausgegeben werden. Rund 700 Schüler und 50 Lehrkräfte fühlen sich heute an der Vechtaer Straße in Twistringen zu Hause. Im Herbst dieses Jahres hat sich die ganze Schulgemeinschaft auf den Weg nach Rom gemacht. Aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Schule. Was sie dort erlebt hat, können Interessierte im frisch aus der Druckpresse gekommenen Jahrbuch nachlesen.

Die Festschrift zum zehnjährigen Bestehen der Schule ist im Hildegard-von-Bingen-Gymnasium, in der Buchhandlung Dauelsberg, bei den drei Twistringer Banken sowie im Bürgerservice des Rathauses erhältlich.